Viva la menstruation

Verfasst von Victoria Müller

Blutig. Wie jeden Monat. Oh, ich sollte eventuell vorwegnehmen, dass es folgt um einen normalen Körpervorgang bei Frauen geht. Viele finden das eklig und sollten daher JETZT die Seite verlassen. Oder sich im Nachgang nicht beschweren, dass das alles sooooo eklig ist.

Es ist wirklich faszinierend wie die weibliche Monatsblutung stigmatisiert wird. Klar, unangenehm ist es und oftmals hat das Ganze noch die ein oder andere unangenehme Begleiterscheinung. Aber was genau passiert denn da? Und wieso darf frau da nicht offen drüber sprechen? Wir sollten möglichst gar nicht bluten, stets fröhlich sein, keine Schmerzen haben und am besten auch gar nicht drüber reden. Rote Flecken auf der Hose sind der Super-GAU. So ein Scheiß!

Ich selbst habe mich damit auch nie wirklich befasst. Irgendwann zwischen 11-15 bekommt man sie das erste mal, dann hat man sie einmal im Monat und hat man schlechte Laune, bekommt man sie oft angehangen; die Periode. Irgendwie kam ich drumherum, mir darüber ernsthaft Gedanken zu machen. Klar, wieso auch?! Inzwischen denke ich mir aber, dass das ja zu meinem Körper gehört und ich das genauso wahrnehmen und ernstnehmen sollte wie alles andere auch. Viele Dinge sind ganz selbstverständlich in unseren Breitengraden, dazu gehört die Benutzung von Tampons und die Einnahme der Pille. Letzteres oftmals auch, um die Periode „ausfallen“ zu lassen. Früher habe ich die Pille auch genommen und einzweimal habe ich sie auch zwei Monate durchgenommen, um meine Tage nicht zu bekommen.

Aber ist das nicht irgendwie unnatürlich?

Es hat sich jedenfalls komisch angefühlt, den eigenen Körper zu verarschen. Ich bin echt nicht scharf drauf, meine Tage zu bekommen, vor allem weil ich dann echt krasse Schmerzen habe und mein ganzer Körper verrückt spielt. Aber irgendwie möchte ich das auch nicht umgehen. Schließlich hat diese Blutung eine reinigende Funktion und das wird schon alles seinen Sinn haben. Ich habe für mich persönlich entschieden, das Ganze einmal im Monat auszusitzen und hinzunehmen. Eigentlich wollte ich jetzt nicht über die Sinnhaftigkeit der Periode oder über Verhütungsmittel philosophieren, sondern über das Thema Monatshygiene schreiben. Denn auch ich habe immer Tampons benutzt, ohne mir auch nur eine Sekunde Gedanken darüber zu machen. Irgendwie ist das aber ziemlich bekloppt. Man führt etwas in seinen Körper ein, lässt es dort über Stunden und macht sich keine Gedanken dazu?!

RISIKO TSS SYNDROM

Neulich kam aber der große Hammer – bääääääääääääääm – fiel er auf meinen Kopf. Und ich habe mich echt erschrocken. Ich las einen Artikel im Vice Magazine über eine junge Dame die am TSS Syndrom erkrankte. Das toxische Schocksyndrom ist eine „Nebenwirkung“ der Tamponnutzung. Klar, steht in jedem Beipackzettel drin, aber wen juckt das schon?! TSS – als ob das jemand bekommen würde!? Und dann dieser Artikel über die Frau die jetzt nur noch ein Bein hat, weil die Umstände ungünstig waren und sie einen Tampon benutzte. Das war mir extrem unheimlich. Okay, klar – wenn ich jetzt auf die Straße gehe, kann ich auch überfahren werden.

Gefahren lauern doch irgendwie überall. Aber ich fand die Tatsache, dass man sich gar nicht wirklich über die Risiken bewusst ist, erschreckend. Ich fing an, mich mal intensiv mit der Thematik zu befassen. Habe mich so durchs Netz gewühlt, viel Informatives aber auch Schrott gefunden und mir meine Gedanken dazu gemacht. Dass Tampons nicht mehr nur aus Baumwolle bestehen, sondern oft aus Chemiefasern wusste ich z.B. gar nicht. Oder habe mir keine Gedanken dazu gemacht. Und dass bei der Herstellung natürlich diverse Chemikalien zum Einsatz kommen. Pestizide beim Baumwollanbau, Chlor zum Bleichen et cetera.

Chemiegedöns an meinem empfindlichsten Körperteil, zu dem noch eine Schleimhaut – ich weiß ja niiiiiiiiiisch. Mir wurde aufgrund der Blasenentzündungsthematik schon ganz oft zu Baumwoll-Schlüppis geraten, weil Synthetikfasern einfach einen guten Nährboden für alles mögliche bilden. Klingt ja auch logisch. Im Körper drin verhält sich das ganz ähnlich. Das aufgesaugte Blut in diesem chemiefaser Stöpsel ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien. Keine tolle Vorstellung irgendwie.

DIE MENSTRUATIONSTASSE

Lange Rede; ich habe schon total viel von diesen Menstruationstassen gelesen und gehört und sehe sie jedesmal wenn ich bei Veganz einkaufen bin. Kleine lustige bunte Tässchen aus medizinischem Silikon oder Latex, die man laut Hersteller bis zu 10 Jahr verwenden kann. Klingt ja erstmal ganz gut. Vor allem wenn man bedenkt, dass rund zwei Milliarden Tampons (die jährlich in Deutschland verkauft werden) ziemlich viel Müll sind. Etwas wiederzuverwenden finde ich immer gut, also habe ich mir das mal gekauft. Um die 10 Euro hat der Spaß gekostet und die Tasse kam sogar mit einem kleinen Schutzsäckchen in lila. Ich habe mich übrigens für ein rotes Modell entschieden, passend zum Thema quasi. Außerdem gibt es verschiedene Größen und jede Frau kann individuell wählen. Komisch war das schon. Ich habe die Anleitung fünfmal gelesen um bloß nichts falsch zu machen. Erstmal mit heißem Wasser ausgekocht um alle Bakterien abzutöten und dann nach Anleitung eingebaut. War voll easy und man merkt das Ding gar nicht.

Der Umstand, dass in der Tasse das Blut gesammelt wird und man es in das Klo gießen muss wenn man die Tasse rausholt, ist sehr ungewohnt! Ich war mir nie darüber im Klaren wie viel Blut ich eigentlich so verlieren. Die Tasse hat aber ein großes Fassungsvermögen mit knapp 30 Millilitern. Und man kann sie auch bis zu 12 Stunden drin lassen – was ich sehr angenehm finde. Außerdem saugt sich da nichts voll oder läuft aus – meeeeeeeeeeeeega gut!! Ich bin zur Zeit noch in der ersten Testphase und es ist wirklich noch sehr ungewohnt und vor allem komisch, wenn man es sein halbes Leben anders gehandhabt hat. Aber wir sind auch nur Gewohnheitstiere und spätestens im nächsten Monat wird das Routine sein.

Ich kann jedem empfehlen, diese Tässchen selbst zu testen, nicht nur weil man Geld spart und die Umwelt schont. Irgendwie hat mich das Ganze persönlich ein Stück weiter gebracht, ich habe mich mit mir und meinem Körper befasst. Man, klingt das esoterisch – aber hey, irgendwie ist das auch cool.

“Women complain about premenstrual syndrome, but I think of it as the only time of the month that I can be myself.”

― Roseanne Barr

Verfasst von Victoria Müller

Ich habe Germanistik und Anglistik an der TU Darmstadt studiert und mache aktuell den Master in Wissenschafts- und Technikgeschichte an der TU Berlin. Neben dem Studium arbeite ich als (Radio-)Moderatorin, schreibe aktuell mein zweites Buch und publiziere zu Themen, die mich bewegen.

 

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