Problemzone Sommer

Verfasst von Victoria Müller

Frauen haben Brüste. Und einen Hintern. Beine. Einen Bauch. Arme. Und so weiter. Kennen wir ja alle.

Allerdings scheint es jedes Jahr aufs Neue eine große Sache zu sein, wenn jene Körperteile in luftigen Sommeroutfits zum Vorschein kommen. Und jedes Jahr führt das bei mir zu einem Problem; was zum Geier ziehe ich bloß an?! Wir bewegen uns zwischen „Titten raus – es ist Sommer“ und „Presswurstmode: Bauchfreie Tops und kurze Minis sind nicht für jedermann geeignet. Bei pummeligen Damen bringt ein solches Outfit eher die Problemzonen noch stärker zum Ausdruck. Auf Männer wirkt es daher eher abstoßend als antörnend“. ZITAT ENDE.

Letzteres ist kein Witz (wäre auch ein sehr schlechter gewesen), das findet sich so in einer Auflistung von Modesünden im Sommer. WTF?! Jetzt mal im Ernst?! Was denn nun?

BRÜSTE RAUS JA ODER NEIN?

Und wenn ja; wer darf das und wer nicht?! Und wieso?

Da bekommen wir also gesagt, dass wir aus diesem oder jenen Grund keine Hüfthosen oder bauchfreie Shirts tragen sollten. Welcher Hirni darf solche Dinge bitteschön in die Medienlandschaft tragen? Pressefreiheit hin oder her. Solche Aussagen finden sich direkt oder indirekt überall; bitte schone deine Umwelt vor deinem Anblick.

Ich schreibe mich grad in rage. WEIL MICH DAS SO HART AUFREGT.

Mir geht es also jeden Sommer wie vielen anderen Menschen – ich denke mir „darf ich das nun tragen oder verschrecke ich mit meinem Anblick die Umwelt?!“. Oder – und das ist das nervige Pendant zum oben genannten Umstand – „ist mein Outfit „antörend“ und wirkt NICHT abstoßend auf Männer?!“. Was die Sache dann irgendwie nicht besser macht. Denn nur weil es warm ist und man sich klimabedingt kleidet heißt das nicht, dass jeder einen bis zur Unkenntlichkeit anstarren darf. Aber es gibt ja auch genug Mädels die anderen den Schlampenstempel aufdrücken wollen, weil diese einen kurzen Rock oder ein bauchfreies Shirt tragen. Ziemlich unentspannt diese Sommermode, so viel steht fest! Man steht also zwischen der Wahl, sich einen abzuschwitzen aber dafür die Menschheit optisch nicht zu terrorisieren oder sich wetterbedingt luftig zu kleiden und Gefahr zu laufen, an jedem Baum eine Beurteilung zum eigenen Körper zu hören. Ob positiv oder negativ.

ANTI-PROBLEMATIK: SOMMER HASS

Meine Lösung für dieses Problem war ganz einfach; ich hasse den Sommer – gehe einfach nicht raus wenn es warm ist und umgehe damit diese Problematik. Leider ist das wenig praktikabel. Also entschied ich mich für eine Mischform; hin und wieder trage ich ganz mutig einen kurzen Rock oder ein Shirt mit Ausschnitt und versuche alle Bewertungen meines Fleisches zu ignorieren. Meistens schwitze ich mir aber einen ab, da ich wieder in die Jeans schlüpfe um diese Körperbewertung zu umgehen. Das habe ich nun mein ganzes Leben so betrieben. Und ich glaube damit bin ich nicht alleine.

Wenn man mal darauf achtet wie viele Mädels bei diesen Temperaturen (aktuell 37 Grad Celsius) in langer Hose unterwegs sind – machen sie bestimmt nicht weil ihnen so kalt ist.

SELBSTBESTIMMUNG DER FREMDBESTIMMUNG

Wieso machen wir das? Wieso lassen wir uns fremd-bestimmen? Das geht so nicht – also versuche ich es nun einfach mal und ziehe das an wonach mir ist. Ich glaube wenn wir uns beschneiden lassen ändern wir nichts.

Attacke!

Dass ich einen fetten Arsch habe, musste ich mir auch schon in langer Hose sagen lassen.

Verfasst von Victoria Müller

Ich habe Germanistik und Anglistik an der TU Darmstadt studiert und mache aktuell den Master in Wissenschafts- und Technikgeschichte an der TU Berlin. Neben dem Studium arbeite ich als (Radio-)Moderatorin, schreibe aktuell mein zweites Buch und publiziere zu Themen, die mich bewegen.

 

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